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Fantastische Aussicht
Dieser grandiose Ausblick, vom Vorplatz
der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien, über Marburgs Altstadt entschädigt die vielen gegangenen Treppenstufen.
Fachwerkensemble prägt die Kulisse der achtgrößten Stadt Hessens und macht sie unverwechselbar. Ein Grund hierfür ist, dass die Oberstadt in ihrer Form seit Jahrhunderten fast unverändert besteht. Auch aus dem Zweiten Weltkrieg ist Mar- burg glücklicherweise relativ unversehrt hervorgegangen. Die großflächigen Zer- störungen anderer Städte und Ballungs- gebiete blieben der Lahnstadt nämlich erspart.
Hin und her gerissen zwischen der Neu- gier auf das historische Ambiente und einem sommerlichen Abend auf den einladend grünen Lahnwiesen, unter Menschen aus aller Herren Länder, fällt die Entscheidung schwer. Doch die Gebrüder Grimm, Martin Luther und ein allzu menschliches Hungergefühl ziehen sinnbildlich an unseren Händen, bevor die Knie weich zu werden drohen.
Auf Luthers Spuren
Inwieweit Luther weiche Knie bekam,
als er im Herbst des Jahres 1529 auf Einladung des Landgrafen Philipp zur illustren theologischen Diskussionsrunde nach Marburg reiste, ist nicht bekannt. Konsens herrscht aber darüber, dass es sich bei dem Treffen zwischen Martin Luther, Huldrych Zwingli und einigen wei- teren Denkern der Reformation um die vermutlich bedeutendste Versammlung
dieser Art zur damaligen Zeit handelte. Das „Marburger Religionsgespräch“ sollte den Streit zwischen Luther und Zwingli über das Abendmahl beilegen. Einigen konnten sich die beiden nicht. Doch mit den „Marburger Artikeln“ entstand immer- hin das einzige reformatorische Doku- ment, das beide Theologen gemeinsam unterzeichneten.
Handkäs mit Musik
Vor unserem Eintauchen in diese längst vergangene Zeit liegen jedoch unzählige Treppenstufen. Mehrere hundert sind es vom Fluss bis hinaus zum Schloss. Nach der erfolgreichen Erwärmung im Tretboot kein Problem mehr. Fehlt nun eigentlich nur noch die nötige Stärkung, um das
Abenteuer Altstadt zu meistern. Bars, Restaurants, Bistros – das gibt es zuhauf in der Oberstadt, für jeden Geschmack und jede Vorliebe.
Eine Frage beschäftigt uns auf der profa- nen Suche nach einer Mahlzeit allerdings durchgehend. Was ist typisch marbur- gerisch oder typisch hessisch? Die Ant- wort finden wir in einer der traditionellen Wirtschaften am Fuße der Oberstadt: „Handkäs mit Musik“. Die Erklärung folgt auf dem Fuße. Der Handkäs stammt aus dem Frankfurter Raum des frühen 19. Jahrhunderts. Damals formte man die Rundungen des Käses noch mit der Hand, woher auch der Name rührt. Traditio-
nell wird der Handkäs in eine Marinade aus Essig, Öl, Apfelwein und Zwiebeln
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edlake – das Erlebnismagazin für die Ferienregion im Herzen Deutschlands | Sommer 2023

