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Text: Andreas Gröne | Fotos: David Heise
ÜRDE DER AUTOR DIESER ZEILEN, DER SELBST ÜBER DEN SKYWALK SCHRITT, LUKAS HEISSEN und man seinen Namen ins Englische übertragen,
dann käme vermutlich irgendwann die Kurzform Luke heraus. Und da hätten wir sie auch schon, die steile Vorlage für einen äußerst flachen Witz: dann wäre er nämlich Luke Skywalker.
*Raum für ein erstes resignierendes Kopfschütteln mit an- schließendem, unfreiwillig einsetzenden Schmunzeln*
Aber der Autor heißt nunmal Andreas und die Vorlage ent- fällt. Flach bleibt der Witz trotzdem, und genau aus dem Grund musste er auch seinen Weg in den Artikel finden. Der Frage nach dem Vater von Luke gehen wir vielleicht ein anderes Mal nach.
Längste Hängebrücke
Nachdem die überschaubaren Humorgrenzen des Autors nun geklärt sind, wenden wir uns dem Wesentlichen zu. Dem Skywalk in Willingen: mit 665 Metern Deutschlands längste Hängebrücke. Aber noch viel imposanter ist, dass es sich beim Skywalk um die längste frei schwingende Hängebrücke der Welt handelt. Tibet-Stil nennt man diese Bauform ganz ohne Abspannseile oder hoch aufragende Bauteile.
Steiler Aufstieg
Schon auf dem Parkplatz herrscht reges Treiben. Fahrzeuge aus allen Ecken der Republik und von jenseits der Landes- grenzen reihen sich am Fuße des Ettelsberg-Areals. Platz ist dort für mehrere hundert Autos. Und wer sich die Warte- schlange oben am Ticketautomat sparen möchte, kann schon hier mittels QR-Code online sein Ticket kaufen und aufs Smartphone laden. 11 Euro kostet der Besuch der Brücke, ermäßigt 8,50 Euro. Da aus Sicherheitsgründen weder Fahr- räder noch, Kinderwägen oder Rollstühle auf die Hänge- brücke dürfen, ist es angedacht, Einbahnstraßenabende einzuführen, um auch Menschen mit Behinderung das luftige Erlebnis zu ermöglichen.
Bis zum Skywalk sind es etwa 1,6 Kilometer Wanderweg bergauf. Immer wieder geben die Baumwipfel den Blick auf die Hängebrücke frei, und von Mal zu Mal werden die enormen Ausmaße des Skywalk deutlicher. Der Beschilderung folgend, ist es kurz vor dem Eingang zur Brücke nur noch eine kleine Steigung direkt hinter einer Kurve. Wer nicht so gut zu Fuß ist, nimmt einfach den Eingang auf der Mühlenkopfseite, wo die Mühlenkopfbahn bis nach oben zum Skywalk fährt.
Große Gefühle
In windigen 99 Metern Höhe über dem Grund des Strycktals schleicht sich die Vermutung ein, den Ski- springern ein High Five geben zu können, während man dicht an der Mühlenkopfschanze und gefühlt inmitten der Flugbahn steht.
Apropos Gefühle. Blickt man beim Gang über die Brücke in die Gesichter der Besucher, eröffnet sich einem ein wah- res Potpourri an Stimmungen und Gesichtsausdrücken. Von freudiger Erwartung über skeptische Vorsicht hin zu ängstlichen Griffen nach den Stahlseilen. Immer dabei aber: absolute Faszination und jede Menge Respekt.
Bei klarem Wetter kann man kilometerweit blicken. Über die Felder des Uplandes, Mittelgebirgshänge bis runter nach Willingen. Unter den Rauten des 1,30 Meter breiten Bodengitters geht es mit jedem weiteren Schritt tiefer hi- nunter. Irgendwann verschwindet die anfangs noch dichte Vegetation unter den Füßen. Später wirkt alles unter dir nur noch wie eine kleine Modelleisenbahnwelt. Fast als könne man mit den Fingern die Figuren, Fahrzeuge und Gebäude nach Belieben auf der Miniaturwelt greifen und verschieben. Doch spätestens der nächste kleine Wind- stoß, der die Brücke zum Schwingen bringt, weckt dich auf und reißt dich aus deinen kleinen Allmachtsphanta- sien, als Herr der Spielzeugwelt.
Erleben | Skywalk Willingen
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Höchste Sicherheit
Das Schwingen der Brücke zwingt dich unwillkürlich dazu, hin und wieder nach dem Geländer zu greifen. Vor allem, wenn man die beginnende Bewegung nicht vorhersah. Ein Ge- fühl von leichtem Beschwipstsein,
so könnte man es umschreiben.
Ulrich Keudel, einer der Geschäftsführer des Skywalks
Aber trotz allem immer mit dabei: das Gefühl der Sicher- heit. Die vier gewaltigen, sieben Zentimeter dicken Stahlseile werden die Belastung schon aushalten. Schließlich sind sie für eine Nutzungsdauer von 50 Jah- ren ausgelegt und müssen in dieser Zeit das Gesamt- gewicht der Brücke von 170 Tonnen halten. Ein Seil allein wiegt schon stattliche 17,5 Tonnen. Ulrich Keudel, einer der Geschäftsführer des Skywalk, unterstreicht die blan- ken Fakten augenzwinkernd mit den Worten: „Schweizer Ingenieurskunst gepaart mit deutschen Prüfern“.

